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Bauwelt 2003

 

Berlin-Mitte Erweiterung des Hotels Künstlerheim Luise
Als das „Künstierheim Luise" 1995 gegründet wurde, war der klassizistische Altbau in der Luisenstraße 19 in Berlin-Mitte noch völlig heruntergekommen. Die Idee des Projekts bestand darin, eine Pension und gleichzeitig eine Galerie auf Zeit zu schaffen. Jedes Zimmer wurde für einen Zeitraum von zwei Jahren von einem Künstler gestaltet, und kreativ Arbeitende erhielten hier die Möglichkeit, preisgünstig zu wohnen, zu arbeiten und Kontakte zu knüpfen (Heft 44/1995). Das Gebäude wurde 1998/99 saniert. Das improvisierte Frühstück auf der Etagenküche ist durch ein Büffet in der gediegenen Atmosphäre des Weinrestaurants im Erdgeschoss ersetzt; aus dem improvisierten Haus „von Künstlern für Künstler" der Anfangszeit ist allmählich ein etabliertes Hotel geworden - mit Zimmern, die zwar nicht unerschwinglich, aber eben auch nicht mehr ganz billig sind.Wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zur S-Bahn und zur Großbaustelle des Regierungsviertels war die Aufenthaltsqualität auch im sanierten Künstlerheim noch stark beeinträchtigt. Schon lange liebäugelte man mit einem Neubau auf dem unbebauten Grundstück hinter dem Haus, der Altbau und Hof abschirmen sollte gegen den Lärm, der selbst nachts nicht abriss.Ein solcher Anbau wurde jetzt fertig gestellt, im April ist Eröffnung. Schwierigsten Anforderungen galt es beim Bau zu genügen: Das lediglich 220 m² große Grundstück liegt eingekeilt zwischen dem S-Bahn-Viadukt, der Landesvertretung Sachsen-Anhalts und dem Altbau des Hotels. Mit gerade einmal 20 cm Abstand geht der Neubau auf Tuchfühlung mit dem Bahn-Viadukt. Ein Spezialschaumstoff zwischen der Betonpfahlgründung und dem Sockelgeschoss fängt Vibrationen ab. Über dem Sockel mit Ausstellungsraum erhebt sich dreigeschossig ein leicht geschwungener, rostrot verputzter Baukörper, in dem die Hotelzimmer untergebracht sind. 

 

Das Treppenhaus ist als separater Baukörper aus Sichtbeton daran angeschlossen. Der schneckenhausförmige Grundriss ist laut Architekt Rainer Seiferth, Berlin, intuitiv entstanden und soll dem Gast ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Die Zimmer und der Erschließungsbereich wirken trotz geringer Grundfläche großzügig. Die Materialien sind einfach: Sichtbeton in der Erschließungszonen, Lehmputz in den Zimmern. Letzterer soll sich positiv auf das Raumklima auswirken und gleichzeitig die elektromagnetische Strahlung der Bahn abschirmen. Fenster und Türen wurden in geöltem Holz, der Boden in Bambusparkett ausgeführt. Die Außenwände wurden massiv aus Schallschutz-Ziegeln gemauert. Die doppelscheibigen Kastenfenster erfüllen die höchste Schallschutzstufe. Sie sind nicht zu öffnen, was eine Klimatisierung der Räume notwendig macht, doch bieten sie spektakuläre Ausblicke: Während man in der zweiten Etage Auge in Auge mit den S-Bahn Passagieren wohnt, schaut man im obersten Geschoss auf das Regierungsviertel mit seiner regen Bautätigkeit. Die neun neuen Gästezimmer warten nun noch auf die Ausstattung durch internationale Künstler. 
Eva-Maria Stadelmann 

Neun Zimmer für Gäste, die die Großstadt hautnah erleben wollen, sind mit der Blockschließung zwischen dem Hotelaltbau und der Landesvertretung Sachsen-An-halts (links im Bild) entstanden. Doppelzimmer mit Dusche und WC ab 121 Euro. (Grundriss 2. Obergeschoss im Maßstab 1:500. Foto: Rainer Seiferth, Berlin)

07.03.2003; Bauwelt; 94. Jahrgang; Rubrik: Wochenschau; Berlin-Mitte - Erweiterung des Künstlerheim Luises, Seite 3; von Eva-Maria Stadelmann