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Art&Style 2005

 

Die Idee zu einer Behausung für Künstler und deren Freunde hatten Torsten Modrow und Mike Buller schon vor der Wende in der damaligen DDR. Es sollte ein Ort des künstlerischen Arbeitens und der Kommunikation sein. Nach dem Mauerfall bot sich, zumindest für befristete Zeit, der klassizistische Bau in der Luisenstraße 19 als Mietobjekt an, bis die Eigentumsverhältnisse geklärt sein würden.

Allerdings befand sich das Haus am ehemaligen Todesstreifen in einem reich-lich desolaten Zustand, und die Lage war damals - im Gegensatz zu jetzt - alles andere als attraktiv. Schlimmer noch: Die unmittelbar dort vorbeige-führte Bahntrasse wurde gerade elektrisiert und erweitert. Ohrstöpsel gehörten an-fangs zur obligatorischen Zimmerausstattung.

Geduld und Nervenstärke waren in den letzten Jahren inmitten der Groß-baustelle schon von Nöten, aber nun ist das Regierungs- und Medienviertel vor der Haustür der „Luise" so gut wie fertig, und auch sie selbst hat Zuwachs bekommen, der den gesamten Komplex im wahrsten Wortsinne - und nur in diesem - stilllegt: Ein Anbau schließt den bis dahin offenen Innenhof wie eine Schallschutzmauer.

Fast 50 Zimmer und Suiten hat Luise heute, und kein Etablissement gleicht dem anderen, denn das im Laufe der Zeit erarbeitete Konzept wird kon-sequent durchgezogen: Künstler werden eingeladen, je eine Einheit durchzugestalten. Materialkosten werden gestellt, wenn der Künstlervorschlag von den Verantwortlichen für gut befunden und genehmigt wurde, aber statt eines Honorars bekommt der Künstler einen Umsatzanteil an den Vermietungen „seines" Zimmers sowie ein jährlich begrenztes Wohnrecht für sich, Freunde oder Sammler. Die Ausstattungen bleiben mindestens zwei Jahre erhalten, bis ein neuer Künstler zum Allround-gestalter werden darf. 

 

Ein Gang durch verschiedene Etablissements mit Christian Breé, ehemals Galerist, eigentlich Produktentwickler und seit 1996 im Team, gerät zu einem exklusiven Kunsterlebnis. Ein Zimmer, gestaltet von Ottmar Hörl, dem „Erfinder" des Multiples Unschuld-Seife: Bei der Bettwäsche kann man sich für den Part UN entscheiden und dem Partner die Seite SCHULD überlassen oder umgekehrt, darüber diverse Wandobjekte. Oder das Zimmer von Christoph Platz: Aus den Wänden ragen rund zwanzig bunte Socken, geschnitzt aus Lindenholz, und neben dem Fernseher liegt ein geschnitzter Sockenstapel, gut sortiert und unverrückbar.

Wer sich in kunstvoller Bescheidenheit üben will, dem sei die Unterkunft „Der arme Poet" von Andreas Paeslack nach dem allseits bekannten Motiv von Carl Spitzweg empfohlen: Der Regenschirm hängt unter der schrägen Decke, aber es tropft in dieser - komfortablen - Behausung freilich nicht durch.

In einem neuen Katalogbuch über die Luise wird von einem französischen Filmregisseur berichtet, der sich gleich für Wochen einquartiert und an der Rezeption gesagt habe: „Ich kenne alle Hotels dieser Welt, glauben Sie mir. Und ich hasse sie alle. Aber Ihr Hotel liebe ich. Und Paris wird von meiner Liebe erfahren."

•  Hotel und Künstlerheim Luise Luisenstr. 19, 10117 Berlin Tel.: 030 284 482 00 www.luise-berlin.com Schlafen in Unikaten Das „Hotel und Künstlerheim Luise" in Berlin-Mitte ist wirklich ein Art-Hotel, in dem Kunst das Grundkonzept bestimmt. Jedes Zimmer ist ein durch gestaltetes Unikat, und so wohnt man tatsächlich in einer „Galerie zum Übernachten".